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Anhörung zum Flächensparen ging aus wie das Hornberger Schießen -

München, 14.05.2020 - Nach der Landtagswahl 2018 vereinbarte die Koalition aus CSU und Freien Wählern den täglichen Flächenverbrauch in Bayern von 10 auf 5 Hektar zu halbieren. Nun geht es um die konkrete Umsetzung dieses Ziels.

Der Landtag ließ sich in einer offiziellen Anhörung dazu Ideen vortragen. Die Grüne Fraktion benannte Josef Göppel als Sachverständigen, nachdem die Koalition überwiegend ablehnende Experten vorgeschlagen hatte. Hier finden Sie seine Stellungnahme. Das Ergebnis dieses Treffens drückt am prägnantesten der Kommentator des Landwirtschaftlichen Wochenblatts aus: "Göppels rigide Vorschläge haben Wirtschaftsverbände, Städte und Gemeinden torpediert. Man stelle sich vor, die Bauern hätten bei der Düngeverordnung ähnlich lockere Zielvorgaben wie Kommunen bei der Flächenversiegelung. Upps, verpasst. Macht nichts. Solche zahnlosen Papiertiger hat man den Bauern nicht durchgehen lassen."

Einen weiteren Bericht des Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblattes über die Anhörung finden Sie hier.

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Global grassierende Infektionskrankheiten wie das Coronavirus SARS-CoV-2 zeigen den Irrweg einer ungezügelten Globalisierung. Da fehlen in Europa Schutzmasken und Desinfektionsmittel, weil deren Produktion auf wenige Firmen in Asien konzentriert ist. Schon in normalen Zeiten stehen Bänder still, wenn streikende Lastwagenfahrer einen Gebirgspass absperren. Woher kommt diese extreme Empfindlichkeit unserer Wirtschaft?

Die Mär vom komparativen Kostenvorteil

1817 stellt der britische Ökonom David Ricardo eine neue Wirtschaftstheorie auf. Jedes Land solle sich bei der Produktion von Waren auf die Güter spezialisieren, die es im Vergleich zu anderen günstiger erzeugen kann (compare - vergleichen). Freier Handel zwischen allen Ländern schaffe die größten Wohlfahrtsgewinne.

Ricardos Theorie wurde in der Folge zur Grundlage des gesamten Welthandels. Noch heute lernen angehende Volkswirtschaftler das Beispiel von der Einigung Englands und Portugals über die Produktion von Tuchen und Rotwein. Der Nutzen des freien Handels für alle ist seit 200 Jahren der wichtigste Glaubenssatz der Wirtschaftspolitik. Seine Nachteile treten aber gerade jetzt deutlich zu Tage.

  • Wirtschaftlich schwächere Länder erlangen im Wettbewerb mit robusten Volkswirtschaften viel weniger Produktionsnischen, als es ihren natürlichen Bedingungen eigentlich entspräche.
  • Starke Länder gewähren oft Exportsubventionen, um die Überschüsse ihrer Unternehmen abzusetzen.
  • Die Umweltbelastungen durch intensive Transportvorgänge bleiben außer Acht.
  • Weniger mächtige Staaten sind der Blockade von Handelswegen bei politischen Konflikten oft hilflos ausgeliefert.
  • In Notfällen ist die sichere Versorgung mit Gütern nicht mehr gewährleistet!

Das Rad des Kapitalismus hat sich zu weit gedreht. Was anfangs vernünftig war wird durch Übertreibung zur Gefahr. Ungesteuerter Kapitalismus führt zwangsläufig zu immer mehr Zusammenballungen, Zentralisierungen  und Monopolen. Das wurde in den letzten Jahrzehnten von der Politik noch befördert. Ab 1980 entstand in den USA der Neoliberalismus, der staatliche Regeln immer mehr zurückdrängte. Zeitgleich stellte in China Deng Xiaoping die Planwirtschaft auf staatlichen Kapitalismus um. Nach dem Zusammenbruch des sowjetischen Kommunismus 1990 gab es für die Globalisierung im Vollgefühl des Sieges kein Halten mehr. 2008 mussten dann zahlreiche Banken mit Steuergeldern gerettet werden. Erst da entstand wieder die Einsicht, dass der Markt eine Wertordnung und Regeln braucht. Wo wären die zu finden?

Zellenartiges Wirtschaften

Die Evolution gibt uns seit der Entstehung des Lebens auf der Erde vor 3,5 Milliarden Jahren eine überzeugende Antwort.

Die Zellen aller Lebewesen stellen eigenständige und selbsterhaltende Systeme dar. Sie können Nährstoffe aufnehmen, die darin gebundene Energie durch Stoffwechsel nutzbar machen, sich bewegen, teilen und vermehren. Zahlreiche Lebensvorgänge laufen also selbständig in der Zelle ab. Nach außen hat jede eine Membran, die sie von ihrer Umgebung abgrenzt. Diese Zellwände sind nur für bestimmte Stoffe und Informationen durchlässig (semipermeabel), aber doch mit dem Gesamtorganismus verbunden.

Netzwerke in der Natur kontra Netzwerk Welthandel

Das gleiche Prinzip finden wir im Geflecht des Lebens von Pflanzen und Tieren in naturnahen Ökosystemen wie Wäldern und Seeufern. Netzwerke in der Natur sind durch das Zusammenspiel selbständiger Untereinheiten in einem Gesamtgefüge gekennzeichnet. Ein großer Teil der Lebensvorgänge läuft in den kleinen Knoten mit dichteren Beziehungen eigenständig ab.

Im Wirtschaftsleben der Menschen wirken die gleichen Systemkräfte. Auch das globale Wirtschaftssystem wird umso stabiler, je mehr regionale Wirtschaftskreisläufe in ihm zirkulieren. Das können regionale Firmen sein, Dörfer, Stadtteile oder gewachsene Wirtschaftsregionen, in denen sich die Akteure noch persönlich kennen.

Das Netz des Welthandels sieht jedoch ganz anders aus. Es gibt unzählige Direktverbindungen zu den entferntesten Punkten der Erde, aber keine stabilisierenden Knoten, kaum Nahbeziehungen. Daher kommt die große Störanfälligkeit dieses Systems. Matthias Horx drückt das so aus: "Wertschöpfungsketten, bei denen Millionen Einzelteile über den Planeten gekarrt werden, haben sich überlebt. Überall wachsen wieder Zwischenlager, Reserven. Ortsnahe Produktionen boomen. Netzwerke werden lokalisiert, das Handwerk erlebt eine Renaissance. Eine Lokalisierung des Globalen." (www.horx.com/48-die-welt-nach-corona/)

Handel ist gut. Er führt zu Begegnungen, bringt neue Ideen und schafft so Wohlstand. Er muss aber in eine Wertordnung eingebunden sein. Die Soziale Marktwirtschaft nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland war eine solche Wertordnung. Sie wurde jedoch in der Globalisierung der 90er Jahre weggespült. Wir brauchen eine neue Ordnung der Weltwirtschaft,

  • die sich innerhalb der naturverträglichen Grenzen bewegt,
  • die auf vielen eigenständigen Zellen mit regionalen Wirtschaftskreisläufen aufbaut,
  • die Freiheit und Gerechtigkeit sorgsam ausbalanciert,
  • die eine sichere Versorgung mit Gütern gewährleistet.

Spannend sind zu diesem Thema zwei aktuelle Bücher:

Der Kulturgeograph Werner Bätzing plädiert für eine eigenständige ländliche Kultur mit regionalen Wirtschaftskreisläufen, die auf Unverwechselbarkeit und Qualität setzen.

Der Historiker Kyle Harper beschreibt die Rolle von Infektionsepidemien und Klimaveränderungen für den Untergang des Römischen Reiches: „Die weitverzweigten Handelsbeziehungen waren die verhängnisvollste Komponente.“

Ansbach, 17.03.2020 - Vom Platz 69 aus startete der 69jährige Josef Göppel diesmal in die Wahl zum Ansbacher Kreistag. Nach der Abstimmung steht er auf Rang 14 - das ist der größte Sprung nach vorn eines Kandidaten auf der CSU Liste.

Die Bevölkerung erwartet von Göppel offensichtlich weiteren Einsatz für naturverträgliches Wirtschaften und Schöpfungsbewahrung. Er selbst will sich in nächster Zeit vor allem für die Eindämmung des ausufernden Flächenverbrauchs engagieren. Dazu hat Josef Göppel einen detaillierten Vorschlag ausgearbeitet.

Frühere Wahlergebnisse:

Am 22. September 2002 wurde Josef Göppel mit 56,4 % der Stimmen als Direktabgeordneter für den Wahlkreis Ansbach - Weißenburg - Gunzenhausen in den Deutschen Bundestag gewählt. Bei seiner Wiederwahl am 18. September 2005 erreichte er zwar nur 54,3 % der Erststimmen, lag damit aber um sieben (!) Prozent über dem Zweitstimmenergebnis der CSU. Mit 47,4 % der Stimmen setzte er sich auch am 28. September 2009 klar gegen die anderen Bewerber durch. Das Ergebnis lag um 7,3% über dem Zweitstimmenanteil der CSU in seinem Wahlkreis (40,1%). 2013 wurde er mit 53,3% wiedergewählt. Wiederum lag das Ergebnis um 5,7% deutlich über dem Zweitstimmenanteil der CSU von 47,6%.

Göppel zur Internetkampagne der CSU gegen Tempolimit

München, 03.02.2020 – Die Internetkampagne der CSU nennt der Ehrenvorsitzende des Arbeitskreises Umwelt einen schweren strategischen Fehler. Wer Volkspartei sein wolle, dürfe nicht große Teile der Bevölkerung ausgrenzen. Auch viele Stammwähler der CSU sehnen sich nach seinen Worten inzwischen nach einem stressfreieren Fahren auf der Autobahn und einem Ende des ständigen Drängelns von hinten. Zu einem gleichmäßigen Verkehrsfluss komme es nur mit einer allgemeinen Obergrenze, nicht jedoch mit abschnittsweisen Beschränkungen. 130 km/h sei maßvoll, erhöhe die Sicherheit und spare 1 1/2 Mio Tonnen CO2 ein.

Zu dem Argument der CSU-Kampagne, das Tempolimit entspringe einem Verbotswahn, sagt Göppel:  "Darin äußert sich eine Ideologie der Rücksichtslosigkeit. Niemand hat das Recht, seine Freiheit auf Kosten der Sicherheit und Gesundheit anderer auszuleben!"

Interview des Bayerischen Rundfunks - Rundschau vom 03.02.2020

Wem können wir glauben im Meinungsgewirr? -

Josef Göppel beim zentralen Festakt zum Reformationstag in der Sebalduskirche Nürnberg 31.10.2019 -

Reformation, das bedeutet neu formieren in den Herausforderungen unserer Zeit.

Der Umgang mit dem vielstimmigen Meinungschor der sozialen Medien ist eine solche Herausforderung. Wem können wir noch glauben? Heute wie zu Zeiten Luthers ist es richtig, auf alles unvoreingenommen zu blicken, jedoch mit nüchterner Vernunft zu urteilen.

Ein Beispiel ist die aktuelle Klimadiskussion. Der menschliche Anteil betrage nur 3 % wird gesagt. Das stimmt, aber es ist nicht die ganze Wahrheit. 97 % umfaßt das seit dem Ende der Eiszeit vor 10 000 Jahren stabile Gleichgewicht zwischen CO2 Bindung der Pflanzen und Verrottung organischer Masse. Die 3 % aus der Verbrennung tief im Boden eingeschlossener ehemaliger Pflanzenreste kommen obendrauf. Sie haben bis jetzt schon eine Erhöhung des CO2 Anteils in der Erdatmosphäre von 280 Millionstel Teilchen (parts per million) auf 400 ppm bewirkt. Die Klimakritiker sagen nun ein neues Gleichgewicht bei 800 ppm voraus. Das entspricht aber der Luft in begasten Gewächshäusern zur Wachstumssteigerung von Schnittblumen oder Tomaten.

Fortschritte wird es geben, wenn wir in unserem Alltag das tun, was ohne radikale Lebensveränderungen möglich ist:
Was kaufe ich ein?
Wie reise ich?
Wie schnell fahre ich?
Welches Auto brauche ich?

"Plastik verstopft das Gehirn" titelte die NN vor kurzem. Sie hat recht damit, denn Wissenschaftler des Instituts für Nanotechnik in Forchheim bewiesen, dass Mikro Plastikteilchen nicht nur durch Kaffeefilter schlüpfen, sondern auch die Blut– Hirn – Schranke überwinden.

Ein Team der Uni Bayreuth zählte die sichtbaren Plastikreste am Ufer des Altmühlsees bei Gunzenhausen und fand 17.000 Partikel pro Quadratmeter Strand! Plastik dringt auch in unsere Körper ein. Vielleicht bewegen uns solche Nachrichten, wenigstens bei allen kurzlebigen Konsumartikeln künftig Plastik zu vermeiden.

Besonders dringlich ist für das Neuformieren unserer Lebenshaltung auch mehr direkte Bürgerbeteiligung am Aufbau erneuerbarer Energien. Das europäische Parlament hat vorgelegt: 30 KW, die an Ort und Stelle verbraucht werden, sind abgabenfrei und für Mehrparteienhäuser gibt es die neue Kategorie "kollektiver Eigenverbrauch". Mieterstrom wird damit überall möglich. Die N-Energie Nürnberg ist für die Sammlung und den Ausgleich der dezentralen Erzeugung ein wichtiger Partner.

Die Wende im Verkehr hängt von unserer Einstellung zum Auto ab. In Abwandlung eines alten deutschen Sprichworts lautet das so: "Es kann der Brävste nicht beruhigt fahren, wenn es dem bösen Raser nicht gefällt". Beschämend ist, dass ausgerechnet eine Partei, die sich konservativ und christlich nennt, beim Tempolimit so tief in Interessenverflechtungen steckt und ausschließlich jene vertritt, die ihre vermeintliche Freiheit auf Kosten anderer ausleben wollen! Mit einem Tempolimit gewinnen wir gleichmäßigeren Verkehrsfluss, mehr Sicherheit und weniger Schadstoffausstoß. Das Auto der Zukunft muss höher und leichter, aber nicht immer schwerer und schneller sein.

In unserem persönlichen Umfeld können wir mit kleinen Grünflächen großen Nutzen stiften. Die frei lebenden Tiere brauchen nicht viel; etwas Nahrung und geschützte Plätze zur Aufzucht ihrer Jungen. Wissenschaftler der Uni Würzburg haben nachgewiesen, dass die Wirkung der "natürlichen Dienstleister" für Bestäubung und biologische Schädlingsregulierung umso größer ist, je artenreicher und kleinteiliger die Fluren sind. 6 ha für ein Feldstück ermittelten sie als Obergrenze.

Lassen wir uns nicht täuschen! Trotz aller Technik und künstlichen Intelligenz können wir uns über die Naturgesetze nicht erheben. Wir bleiben auf die Lebensvielfalt um uns angewiesen

Bleibt nun noch die große Frage der Gerechtigkeit. Ich sehe vor mir die Gesichter von Menschen im größten Slum Afrikas, dem Stadtteil Kibera in Nairobi. Mit einem, der zehn Jahre darin lebte, ging ich durch die Lehmpfade und Wellblechhütten. 1,2 Mio Menschen drängen sich dort auf 2 1/2 km2. Niemand blickte mich aggressiv oder abweisend an. Es herrschte vielmehr geschäftiges Leben, denn alle versuchen, mit kleinen Handwerksarbeiten und Dienstleistungen irgendwie etwas Geld zu verdienen. Ich begegnete auch wieder unseren gespendeten Kleidungsstücken. Sie wurden auf großen Wühltischen zum Kauf angeboten.

Dagegen steht unsere Glitzerwelt des Konsums wie ein riesiges Schwungrad, das immer neue Bedürfnisse weckt. Wohl kaum jemand aus dem Slum Kibera wird sich aufmachen nach Europa, denn das Geld dafür reicht hier keinem. Die jungen Eliten Afrikas stellen jedoch die Forderung nach einer gerechteren Weltwirtschaftsordnung immer drängender. Es baut sich Druck auf!

Reformation - Neu formieren. Für uns Globalisierungsgewinner und alle auf der Sonnenseite des Lebens geht es um das rechte Maß, eine Lebensweise der Verantwortung.

Kommt ein Reicher ins Himmelreich? Jesus gab die Antwort mit einer Beobachtung aus seinem täglichen Leben. Nadelöhr nannte man in der Stadtmauer von Jerusalem ein Törlein, durch das ein Fußgänger gehen konnte, aber kein Lastkamel. Dieses musste sein Gepäck erst abwerfen, in die Knie gehen und durchrutschen.

Beruhigend für uns, daß er an anderer Stelle von einem Reichen verlangte, nur die Hälfte seines Besitzes den Armen zu geben. Neu formieren heißt in unserer Zeit, eine Lebensweise einzuüben, die auf alle Menschen des Planeten übertragbar ist.